Sportwetten-Hedgefonds – eine todsichere Geldanlage?

Dass sich mit Sportwetten Geld verdienen lässt, ist keine neue Erkenntnis. Insiderwissen ist dafür nicht unbedingt nötig. Vielmehr braucht es einfach jede Menge Glück. Wer hingegen an der Börse erfolgreich sein will, muss sich in tief in die Materie einarbeiten und sein Know-how geschickt einsetzen. Sportwetten und Kapitalanlagen lassen sich aber auch kombinieren, wie der britische Centaur Galileo Hedgefonds zeigte. Dieser wurde jedoch eingestellt, nachdem er 2,5 Millionen US-Dollar in den Sand gesetzt hatte.

 

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Galileo war wie ein normaler Hedgefonds aufgebaut, wobei die Analysten beim Wachstum komplett auf Sportwetten gesetzt haben und nicht auf traditionelle Anlageformen. Er wurde 2010 ins Leben gerufen und basierte auf einer Software, deren Entwicklung fünf Jahre dauerte. Der erwartete Return on Investment betrug 15 bis 25 Prozent. Zwei Jahre später wurde der Hedgefonds liquidiert. Auf dem Papier schien es funktioniert zu haben und das Ende sei “schlichtweg Pech” gewesen, erklärte Centaur den Investoren. In Wirklichkeit war das Produkt noch nicht ganz ausgereift und die Betreiber wohl zu übermütig.

 

Erfolgreicher als der S&P 500

 

Im selben Jahr wie Centaur kam auch der Sportwetten-Hedgefonds von Priomha Capital auf den Markt. Der australische Anbieter investiert in Sportveranstaltungen verschiedener Profiligen und erzielte bis Ende 2011 eine beeindruckende Rendite von 118 Prozent, während der S&P 500 / ASX 200 im gleichen Zeitraum 17,4 Prozent verlor. Anders als Centaur setzt Priomha Capital auf Risikomanagementverfahren und eine vierteljährliche Prüfung. Zwischen 2010 und 2015 betrug der Return on Investment 17 Prozent.

 

Priomha Capital wurde von Brendan Poots gegründet, einem ehemaligen Profi-Cricketspieler und Buchmacher. Durch sein Studium des Chemieingenieurwesens an der Columbia University in New York hatte er einen tiefen mathematischen und quantitativen Hintergrund. Der Wertpapierhandel war ihm irgendwann zu langweilig und so beschloss er, andere Wege zu gehen als an der Wall Street zu arbeiten. Ursprünglich wurde die Plattform des Unternehmens für den Pferderennsport entwickelt, doch jetzt wettet der Fonds auch auf Golf, Fußball, Cricket und Tennis.

 

Mehr Daten als von Unternehmen

 

Der US-amerikanische Selfmade-Milliardär Mark Cuban, Besitzer des Basketball-Teams Dallas Mavericks, hatte bereits 2004 über die Idee eines Sportwetten-Hedge-Funds geschrieben. Bei Sportwetten kommt es darauf an, Informationen zu bekommen und diese besser zu nutzen als andere es tun. Über lokale Sportvereine wird in den Medien öfter berichtet als über einheimische Unternehmen. Anbieter von Sportwetten wie Betway veröffentlichen regelmäßig aktuelle Quoten auf alle möglichen Ereignisse, die in Zusammenhang mit Sportveranstaltungen stehen. Fällt ein Spieler aus oder hat jemand einen Fehler gemacht – es bleibt nicht lange geheim. Überall gibt es Statistiken über Siege, Niederlagen, Unentschieden, Tore und Meisterschaften. Unternehmen hingegen veröffentlichen Informationen nur dann, wenn es ihnen nützt oder wenn sie es müssen.

 

Eine todsichere Sache sind Sportwetten natürlich dennoch nicht, denn Pässe kommen oft nicht an und Elfmeter werden auch mal verschossen. Dennoch setzen vor allem ehemalige Finanzmarkt-Profis auf dieses Pferd. Gerade in Zeiten, wo klassische Anlagestrategien, Tagesgeld oder Festgeld kaum Zinsen abwerfen, suchen Investoren nach neuen Wegen der Gewinnerzielung. Inzwischen gibt es etwa zehn Sportwetten-Hedgefonds, die zum einen sehr riskant und zum anderen nicht so stark reguliert sind wie herkömmliche Investmentfonds.

 

Eine Wissenschaft für sich

 

Sportwetten-Experten – sogenannte Quants – haben meist gar kein Interesse an Sport und behaupten, dass erfolgreiche Sportwetten nichts weiter als eine ausgeklügelte mathematische Gleichung sind. Sie haben oft einen Doktortitel in Mathematik oder Physik und erstellen aus komplexen Daten Algorithmen, um Ergebnisse vorhersagen zu können. Sie arbeiten mit Menschen zusammen, die sich die Spiele live oder am Fernseher anschauen und die dabei gesammelten Statistiken an die Analysten übermitteln. Dabei geht es nicht nur um Ecken und Tore, sondern auch um das Wetter und die Stimmung der Fans.

 

In der nun schon fast zehnjährigen Niedrigzinsphase werden Nischenprodukte wie Sportwetten-Hedgefonds immer interessanter. Ein großer Vorteil von Sportwetten gegenüber dem Aktienmarkt ist die Unkorreliertheit. Es hat sich gezeigt, dass politische oder wirtschaftliche Ereignisse keine oder kaum Auswirkungen auf Sportereignisse haben. Diese Hedgefonds – sofern sie kontrolliert werden – sind ideal für eine Diversifikation des eigenen Anlageportfolios. Die Renditen wie bei Priomha Capital sprechen für sich. Zudem sind Sportwetten-Hedgefonds rezessionssicher und unempfindlich gegenüber den weiteren Ereignissen des globalen Finanzwesens.